Seit mehr als 100 Jahren hat der Erste Mai für die Arbeiterbewegung eine große Bedeutung. Weltweit demonstrieren Arbeiter am Tag der Arbeit für Arbeitnehmerrechte. Progressive Forderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Löhnen oder Arbeitszeiten werden an diesem Tag in öffentlichkeitswirksamer Form vorgetragen. In Deutschland ist der Erste Mai heute gesetzlicher Feiertag.

Die historischen Ursprünge

Die Ursprünge des Ersten Mai liegen erstaunlicherweise nicht etwa in Europa, sondern in Nordamerika. So rief die nordamerikanische Arbeiterbewegung am 1. Mai 1886 zur Durchsetzung des Achtstundenarbeitstages zum Generalstreik auf. Nach einem mehrtätigen Streik kam es in Chicago Anfang Mai zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei und Gewaltanwendung von beiden Seiten. Hierbei kam es schließlich sogar zu vielen Toten und Verletzten, im Besonderen nach einem Bombenwurf während eines harten Polizeieinsatzes, den wahrscheinlich Anarchisten zu verantworten hatten. Das Entsetzen in den USA und auch in Europa über die Toten war groß.

Kundgebungen zur Durchsetzung des Achtstundentages wurden fortan weltweit am Tag der Arbeit durchgeführt, an die schrecklichen Ereignisse in Chicago wurde erinnert. Die Forderung nach einer verkürzten Arbeitszeit blieb über Jahre die wichtigste Forderung am Ersten Mai. Die Forderung nach dem Achtstundentag und der Erste Mai gehörten zusammen. Der Erste Mai hatte somit zudem einen klaren internationalen Bezug. Die Arbeitnehmerrechte sollte nicht auf ein Land beschränkt bleiben.

Vom oppositionellen Kampftag zum gesetzlichen Feiertag in Deutschland

In Deutschland war der Tag der Arbeit zum ersten Mal 1919 gesetzlicher Feiertag. Dies blieb jedoch nur auf das Jahr 1919 beschränkt. Die Nationalsozialisten missbrauchten den Tag der Arbeit 1933 in schändlicher Weise. Sie machten ihn zwar dauerhaft zum gesetzlichen Feiertag, aber gleichzeitig zerstörten sie alle Arbeitnehmerrechte. Die freien Gewerkschaften wurden bereits 1933 komplett zerschlagen und verboten. Zudem verneinten die Nazis die internationale Bedeutung des Ersten Mai. Sie machten ihn 1933 zum „Tag der nationalen Arbeit“. Somit wurde der Tag der Arbeit von den Nazis vollkommen pervertiert, für die eigenen Zwecke missbraucht und in wesentlichen Punkten sogar in sein Gegenteil verkehrt. Der Tag der Arbeit wurde am 1. Mai 1933 zwar pompös mit nationalem Pathos entgegen der internationalen Tradition des Ersten Mai gefeiert. Doch bereits am nächsten Tag wurden die Gewerkschaftshäuser gestürmt und die Gewerkschaften zerschlagen. Mit ihrer großen nationalen Inszenierung lenkten die Nazis von ihren eigentlichen Absichten ab. Die Arbeiter (und nicht nur die!) hatten unter den Nazis keinerlei Rechte.

Was bedeutet der Tag der Arbeit heute?

Besonders das Beispiel von 1933 zeigt, dass der Erste Mai leider auch von rechtsextremer Seite missbraucht und pervertiert wurde. Für die Sozialdemokratie bleibt es deshalb gerade heute wichtig, die Lehre von 1933 zu betonen: Demokratische Rechte und Arbeitnehmerrechte gehören zwingend zusammen! In einem Land ohne demokratische Rechte gibt es auch keine Arbeitnehmerrechte und umgekehrt. Hierfür ist das menschenverachtende Regime der Nazis das offensichtlichste Beispiel. In einer Zeit, in der Rechtspopulisten erschreckend viele Wahlerfolge, gerade bei Arbeitern, erringen, bleibt dies eine traurig aktuelle Warnung. Rechtspopulistische Parteien inszenieren sich als Anwälte der Arbeiter und allgemein der kleinen Leute. Im Falle ihrer Machtübernahme haben jedoch gerade Arbeitnehmer nur Schlechtes zu erwarten. Demokratische Rechte und Arbeitnehmerrechte würden jeweils auf der Strecke bleiben. Für beides ist die Sozialdemokratie immer eingetreten und wird dies auch weiterhin tun!