Der Vorsitzende der Weiterstädter SPD, Alexander Ludwig, unterstrich in seiner Begrüßung, die Bedeutung der Rede von Wels und des Abstimmungsverhaltens der SPD-Fraktion für die Demokratie im Allgemeinen und für die Sozialdemokratie im Besonderen. „Wir müssen immer daran erinnern, was vor 80 Jahren mit der Weimarer Demokratie geschehen ist. Aus diesem Grund wollen und müssen wir an diesem Tag an dieses historische Ereignis erinnern“, betonte Ludwig.

Alexander Koch ging vor den 40 Gästen auf den Zustand der Weimarer Demokratie im Jahr 1933 und die Auswirkungen des Ermächtigungsgesetzes ein. Das Ziel des Ermächtigungsgesetzes fasste er dabei mit den Worten zusammen: ”Ab diesem Tag hatte die Regierung Adolf Hitlers diktatorische Vollmachten, das Parlament wurde vollkommen entmachtet.” Keine Regierung in Deutschland hatte jemals vorher oder nachher wieder eine solche Machtfülle, die umgehend skrupellos missbraucht wurde“. Koch betonte in diesem Zusammenhang besonders das Verhalten der damaligen 94 SPD Abgeordneten in der Parlamentssitzung. „Keiner der sozialdemokratischen Abgeordneten wusste damals, was mit ihm nach dieser Sitzung und in der nahen Zukunft passieren würde. Die Atmosphäre war aggressiv, vor und im Reichstag hatte sich die SA als bedrohliche Kulisse aufgebaut. Über dem Präsidium hing schon die Hakenkreuzfahne“. Wenn man sich in dieser Situation aufrecht und namentlich für Demokratie und Freiheit ausspricht, so ist das ein bedeutungsvolles Zeichen, das bis heute nichts von seiner Wichtigkeit verloren hat. Ein Zeichen, das übrigens kein Abgeordneter einer anderen Fraktion wagte. Daher kann die SPD zu Recht stolz auf ihre damaligen 94 Abgeordneten sein. Das gilt umso mehr, da bereits 26 ihrer Kollegen von den Nazis verhaftet worden waren oder durch eine Flucht ins Ausland einer Verhaftung gerade noch hatten entgehen können. Alexander Koch erinnerte hierbei auch daran, dass allein in den nächsten Monaten schätzungsweise etwa 3.000 Sozialdemokraten inhaftiert wurden oder unter Repressalien zu leiden hatten. Drei Monate nach dem Ermächtigungsgesetz wurde die SPD als Partei verboten und zerschlagen. Bis auf Hitlers NSDAP wurden auch alle Parteien verboten, die für das Gesetz gestimmt hatten.

Die Bundestagsabgeordnete Brigitte Zypries dankte der SPD Weiterstadt, dass sie den 80. Jahrestag der Rede von Otto Wels zum Anlass nehme, an die Bedeutung der Wehrhaftigkeit der Demokratie zu erinnern. Sie unterstrich, dass der 23. März 1933 für alle Demokraten eine Mahnung sei und man sich jeden Tag aufs Neue für die Demokratie und die Freiheit in Deutschland einsetzen müsse.