In der Weiterstädter Stadtverordnetenversammlung haben dann auch alle Fraktionen gemeinsam deutlich gemacht, dass sie die Pläne 5a und 5b ablehnen. Ebenso lehnen die Weiterstädter Stadtverordnenten die Variante 1 ab, die das Braunshardter Tännchen zerschneiden würde. Am meisten Sinn macht nach Ansicht der SPD Weiterstadt nach wie vor die Variante 2, da hier die wenigsten Lärmbelastungen auftreten und die Strecke entlang der A67 gebaut werden könnte.

Einer der Gründe für die zusätzlichen Varianten 5a und 5b ist der aus verkehrspolitischer Sicht nicht nachvollziehbare Wunsch der Darmstädter auf einen eigenen ICE-Halt. Auch der SPD Weiterstadt ist bis heute nicht klar, warum Darmstadt unbedingt einen ICE-Halt benötigt – sieht man mal vom Prestige ab. Offenbar scheint die grün-schwarze Koalition in Darmstadt einschließlich Oberbürgermeister Jochen Partsch nicht zu wissen, dass der Sinn eines Hochgeschwindigkeitszuges wie des ICEs eben in der Hochgeschwindigkeit und der schnellen Verbindung zwischen großen Städten liegt. Ein Zug der alle 5 Minuten anhalten muss, wird aber nicht auf die Höchstgeschwindigkeit kommen und der Nutzen des Zuges wird ad absurdum geführt.

Ein ICE-Halt am Drehkreuz Frankfurt am Main macht Sinn, weil Frankfurt die fünftgrösste Stadt Deutschlands und größte Stadt Hessens ist. Für Darmstadt, das nur 30 Kilometer von Frankfurt entfernt ist, macht ein zusätzlicher Halt keinen Sinn. Die prognostizierten Fahrgastendaten rechtfertigen keinen ICE-Halt in Darmstadt. Für die Region und Darmstadt wären schnellere und häufigere Verbindungen nach Frankfurt viel wichtiger als drei oder vier ICEs am Tag.

Die Weiterstädter SPD schüttelte über den geplanten Streckenverlauf den Kopf. Jetzt werde auf Kosten der Steuerzahler drei Varianten (1, 5a und 5b) geprüft, die mit dem geplanten Güterverkehr entweder technisch nur schwer möglich sind, sehr hohe Kosten beim Bau verursachen und Weiterstadt in jedem Fall schaden.
„Monatelang haben sich Fachleute aus unserer Region Gedanken über eine Streckenführung gemacht bis sich ein Kompromiss angebahnt hat und plötzlich kommt der Landkreis Groß-Gerau um die Ecke, malt ein paar Striche in Weiterstädter Gemarkung, ohne mal mit der Stadt zu sprechen und plötzlich taucht das dann als zusätzliche Variante auf“, zeigt sich die SPD-Fraktionsvorsitzende Heike Hofmann verwundert.

In seinem Schreiben an den hessischen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) äußerte Bürgermeister Ralf Möller auch seinen berechtigten Unmut über die zusätzliche Lärmbelastung der Varianten 5a und 5b. Konkret schrieb Möller an den Minister: “ In diesem Zusammenhang bitte ich Sie zu beachten, dass meine Stadt die durch Lärm am meisten belastete Kommune im gesamten Landkreis Darmstadt-Dieburg ist. Neben dem Lärm der BAB 5, der bestehenden Bahntrasse, dem Fluglärm der Startbahn 18 West des Frankfurter Flughafens und des Flugplatzes Egelsbach soll möglicherweise in Zukunft auch noch die Belastung der Neubaustrecke für den Mischverkehr auf die Bevölkerung meiner Stadt einwirken“.

Selbst wenn die All-Parteien-Koalition gemeinsam mit dem Bürgermeister die Varianten 1, 5a und 5b verhindern können, wird ein Teil des neuen Streckenabschnittes entlang der A5 und somit auch durch Weiterstädter Gemarkung führen. Für die SPD ist klar, dass Bund und Land einen umfassenden Lärmschutz gewährleisten müssen. Vor allem die Gräfenhäuser, Weiterstädter und Riedbähner Bürgerinnen und Bürger wären sonst zusätzlichem Lärm ausgesetzt, was die SPD in keinem Fall hinnehmen wird. Alexander Koch, der Vorsitzende der SPD Weiterstadt meint abschließend: „Wir leiden nicht für den sinnlosen Darmstädter Prestige-ICE-Halt und auch sonst wird die SPD Weiterstadt alles Erdenkliche gegen diese drei Varianten unternehmen und sich für die Variante 2 (entlang der A67) einsetzen.“